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GMDSS - Global Maritime Distress and Safety System

Weltweites maritimes Seenot- und Sicherheitssystem

Diese Seiten wurden nach bestem Wissen zusammengestellt, entstanden aber natürlich aus meiner Sicht der Dinge und es kann sein, dass sich Fehler eingeschlichen haben. In so einem Fall bitte nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sondern mir (tom@hopfner.de) die Fehler melden.
  1. Was ist eigentlich GMDSS?
  2. Fachbegriffe
  3. Weiterführende Links und benutzte Quellen

Was ist eigentlich GMDSS?

GMDSS ist das neue, weltweit vereinheitlichte Seenot- und Sicherheits-Funksystem. Seit 01.02.1999 müssen alle nach SOLAS (Safety Of Live At Sea) ausrüstungspflichtigen Schiffe, also vereinfacht

  • alle seegehenden (Fracht-)Schiffe über 300 BRZ und
  • alle seegehenden Passagierschiffe (unabhängig von der Verdrängung),

ihrem Fahrtbereich entsprechend, gemäß den SOLAS-Richtlinien der Weltschifffahrtsorganisation (IMO) ausgerüstet sein. Allen anderen Schiffen, also z. B. Sportbooten, wird dringend empfohlen, sich ebenfalls entsprechend auszurüsten. Nach Stand 03/2000 läuft am 01. Februar 2005 die momentan für die Berufsschifffahrt bestehende Pflicht zur Hörwache auf Kanal 16 aus; danach wird also ein Sportboot nicht mehr damit rechnen können, auf Kanal 16 von der Berufsschifffahrt gehört zu werden!

Die nötige Ausrüstung ist dabei vom Fahrtbereich und nicht von der Größe des Schiffes abhängig:

Bereich Beschreibung Ausrüstung
A1 Seegebiet innerhalb UKW-Sprechfunkreichweite (ca. 30-40 nm) einer mittels DSC ununterbrochen erreichbaren Küstenfunkstelle. UKW-Funkausrüstung für Sprechfunk und DSC-Betrieb.
A2 Innerhalb GW-Sprechfunkreichweite (ca. 150nm) einer mittels DSC ununterbrochen erreichbaren Küstenfunkstelle, ohne Gebiet A1. GW-Funkausrüstung für Sprechfunk und DSC-Betrieb zusätzlich zur A1-Ausrüstung.
A3 In Reichweite eines der vier geostationären INMARSAT-Satelliten (ca. 70°N bis 70°S), ohne Gebiete A1 und A2. Neben der A1- und A2-Ausrüstung zusätzlich entweder eine INMARSAT-Satellitenfunkanlage oder eine KW-Anlage für Sprechfunk, DSC- und Funktelex-Betrieb.
A4 Das verbleibende Gebiet ohne A1, A2 und A3, also v. a. die polaren Regionen. Hier erfolgt die Alarmierung über die auf polaren Bahnen umlaufenden COSPAS/SARSAT-Satelliten. Neben der A1- und A2-Ausrüstung zusätzlich eine KW-Anlage für Sprechfunk, DSC- und Funktelex-Betrieb. Eine Satellitenfunkanlage ist nicht ausreichend!
A1-A4 Alle Seegebiete. Zusätzlich immer erforderlich ist ein NAVTEX-Empfänger und eine Radarantwortbake (SART) und ein Handsprechfunkgerät und eine Seenotfunkbake.

Das Prinzip dahinter ist die Alarmierung (v. a. Schiff - Land, also Benachrichtigung der MRCCs) auf mindestens zwei unabhängige Arten sicherzustellen: DSC-Funk (digital) und Sprechfunk, sowie eine Seenotfunkbake (EPIRB). Dabei sind für die Überwachung des DSC-Verkehrs Festfrequenzwachempfänger vorgeschrieben. Seenotfunkbaken gibt es in verschiedenen Ausführungen die sich im Wesentlichen durch die verwendete Frequenz klassifizieren lassen:

156.525 MHz (ch70) UKW-EPIRBs senden eine DSC-Alarmierung und sind nur im Seegebiet A1 erlaubt.
121.5/243 MHz Diese Signale werden sowohl auf ca. 60% der Erde von COSPAS/SARSAT per SARR (Search and Rescue Repeater) aufgenommen, als auch von Flugzeugen, wenn diese innerhalb von ca. 20 nm den aktivierten Sender passieren. Die Ortung erfolgt durch Peilung. Achtung: Die nächste Generation der COSPAS/SARSAT-Satelliten (Russland ab 2006, USA ab 2009) wird Signale auf diesen Frequenzen nicht mehr verarbeiten!
406 MHz Diese Frequenz wird weltweit von den COSPAS/SARSAT-Satelliten per SARP (Search and Rescue Processor) überwacht. Die Ortung erfolgt durch Auswertung des Dopplereffekts des empfangenen Signals. Bald soll es auf dieser Frequenz operierende EPIRBs geben, die ihre Position per GPS weitermelden.
1.6 GHz EPIRBs, die auf der INMARSAT-E-Frequenz senden, haben einen eingebauten GPS-Empfänger und geben dessen Positionsdaten zusammen mit dem Notsignal ab. Dies ist die sicherste und schnellste Methode (wenige Minuten) der Alarmierung.

Zusätzlich dient ein NAVTEX-Empfänger (518 kHz bzw. in äquatorialen Gebieten wegen geringerer Störanfälligkeit auch 4209.5 kHz [englische Sprache], oft noch 490 kHz [Landessprache]) der automatischen Aufzeichnung von Schifffahrts-Sicherheitsinformationen (MSI) innerhalb des GMDSS. Die Reichweite beträgt etwa 400 nm. Operiert das Schiff ausserhalb der NAVTEX-Reichweite ist ein EGC-Empfänger nötig. Dieser stellt das INMARSAT-Pendant zu NAVTEX dar.

Ausserdem ist im Nahbereich ein System zur Nahortung, eine Radarantwortbake (SART) vorgeschrieben. Diese wird durch die Sendeimpulse eines 9 GHz-Radargerätes aktiviert und sendet dann eine Kennung, die auf dem Radarschirm als 12 radial von der Postition des SART nach aussen weisende Striche sichtbar wird. Das (wasserdichte) Handfunkgerät wird ebenfalls im Nahbereich, z. B. zur Kommunikation aus der Rettungsinsel heraus, eingesetzt und ist v. a. nötig, wenn man das Schiff aufgeben musste.

Fachbegriffe

DSC Digital Selective Call (Digitales Selektivrufsystem)
Dabei wird mittels eines DSC-Controllers aus einer vorgefertigten Menüstrukur eine Meldung zusammengestellt, welche digital (UKW: 1200 Baud, also eine gute halbe Sekunde; GW/KW: 100 Baud, also etwa 6-7 Sekunden Übertragungsdauer) übertragen wird. Dabei ist es möglich, über eine Art Telefonnummer (die MMSI) eine Gegenstelle selektiv anzuwählen. Der DSC-Anruf dient dabei i. d. R. nur der Verbindungsaufnahme, die eigentliche Meldung erfolgt dann auf einem Arbeitskanal per Sprechfunk.
EPIRB Emergency Position Indicating Radar Beacon (Seenotfunkbake)
GMDSS Global Maritime Distress and Safety System
Weltweites Seenot- und Sicherheitsfunksystem
IMO International Maritime Organisation (Weltschifffahrtsorganisation)
Diese von den Vereinten Nationen 1948 gegründete Organisation hat zur Aufgabe, die Sicherheit der Seeschifffahrt zu verbessern und der Umweltverschmutzung durch Schiffe vorzubeugen. Die erste Aufgabe der IMO war eine neue Version der SOLAS festzusetzen. GMDSS ist ein Teil von SOLAS (Kapitel IV, Radiocommunications).
MMSI Maritime Mobile Service Identity (Rufnummer im Seefunkdienst)
Eine neunstellige Ziffernfolge, quasi wie eine Telefonnummer. Die ``Vorwahl'' heisst dabei MID und ist spezifisch für jedes Land. Beginnt eine MMSI mit einer 0 (Null), so handelt es sich um eine Sammelrufnummer, Küstenfunkstellen haben zwei Nullen am Anfang. Die MMSI wird in Deutschland von der RegTP, Aussenstelle Hamburg, zugewiesen. Eine Liste mit Suchmöglichkeit (quasi ein internationales Seefunk-Telefonbuch) gibts bei der ITU unter der URL http://www.itu.int/MARS/. Der deutsche Schiffsmeldedienst (SMD)ist mit Stand 03/2000 nur unter der MMSI 002113100 (Cuxhaven Radio) erreichbar.
MID Maritime Identification Digit (Seefunkkennung eines Landes)
Eine dreistellige Ziffernfolge am Anfang der MMSI. Deutschland hat mit Stand 03/2000 die MIDs "211" und "218", die MMSIs deutscher Seefunkstellen beginnen immer mit einer dieser MIDs. Besitzt eine MMSI führende Nullen (Sammelrufnummern bzw. Küstenfunkstellen) so wird die MID entsprechend nach rechts verschoben.
MRCC Maritime Rescue Coordination Center (Seenotleitstelle)
Die Stelle von der aus die Rettungsarbeiten koordiniert werden. Für die deutschen Küstengebiete übernimmt Bremen Rescue Radio diese Aufgabe. Details, inkl. der MMSIs der Seenotkreuzer der DGzRS, gibts dazu z.B. unter http://www.sea-rescue.de/deutsch/deutschland.html.
MSI Maritime Safety Information (Schifffahrts-Sicherheitsinformationen)
Dazu zählen
  • Wettermeldungen (Wetterberichte, Warnungen, ...)
  • Navigationswarnungen
  • Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsmeldungen.
Die MSI werden im GMDSS über NAVTEX bzw. EGC verbreitet.
SART Search and Rescue Radar Transponder (Radarantwortbake)
SOLAS International Convention for the Safety of Life at Sea
Nach dem Untergang der Titanic eingeführtes Abkommen, dem sich alle seefahrenden Nationen angeschlossen haben. Es dient der weltweiten Einführung und Vereinheitlichung von Sicherheitsstandards und wird von der IMO gepflegt.

Weiterführende Links und benutzte Quellen


Änderungen:
Thomas Hopfner, 23.03.2000: Seite freigegeben
Thomas Hopfner, 31.03.2000: Überarbeitung in Hinblick auf MMSI und MID (Danke Michael!)